Ratio­na­li­sie­rung, Kri­se, Arbei­ter. Eine empi­ri­sche Unter­su­chung der Indus­tria­li­sie­rung auf der Werft

Kurz­ti­tel: SOFI Werft­stu­die 1975–1981

DOI:

https://doi.org/10.60613/el00002

Publisher:

  • FDZ eLa­bour

For­schungs­da­ten:

Qua­li­ta­ti­ves Daten­ma­te­ri­al

  • Beschäf­tig­ten­in­ter­views
  • Exper­ten­ge­sprä­che

Daten­nut­zung:

Zugang: Platt­form eLa­bour mit Abschluß eines Nut­zungs­ver­tra­ges

Abs­tract
Die “Pro­jekt­idee” wur­de 1973/74 im Zusam­men­hang mit der damals noch jun­gen Dis­kus­si­on um Begrün­dung und Reich­wei­te einer Poli­tik zur Huma­ni­sie­rung der Arbeit ent­wi­ckelt und kon­zen­trier­te sich auf die Fra­ge, inwie­fern zu recht “von einer zuneh­men­den Sen­si­bi­li­sie­rung der Arbei­ter gegen­über den betrieb­li­chen Bedin­gun­gen ihrer Arbeit gespro­chen wer­den kann, wel­che sich in wach­sen­der Bereit­schaft aus­drü­cke, die Tay­lo­ri­sie­rung der Arbeit mit ihren Belas­tungs­stei­ge­run­gen und Dequa­li­fi­zie­rungs­pro­zes­sen abzu­leh­nen und dage­gen Wider­stand zu leis­ten”. Unter­sucht wer­den soll­te, ob eine gewerk­schaft­li­che Arbeits­po­li­tik sich tat­säch­lich auf ein “neu­es” Arbeits­be­wußt­sein stüt­zen kann, das arbeits­in­halt­li­che For­de­run­gen gene­riert und eine dar­auf bezo­ge­ne Gewerk­schafts­po­li­tik sowohl mit­trägt als auch begrün­det und her­aus­for­dert. Falls sich ein der­ar­ti­ger Wan­del des Arbeits­be­wußt­seins fest­stel­len lie­ße, soll­ten die Ursa­chen dafür geklärt wer­den. Im Vor­der­grund stand dabei die Fra­ge, inwie­weit Ver­än­de­run­gen im Bil­dungs­be­reich und All­tags­le­ben “zu Wider­spruchs­er­fah­run­gen mit der Arbeits­rea­li­tät füh­ren und ein neu­es Arbeits­ver­hal­ten mit­be­stim­men”.

Ursprüng­lich lau­te­te die Fra­ge: Wie reagie­ren Arbei­ter auf die Tay­lo­ri­sie­rung der Arbeit? und wur­de dann im Zuge der gesell­schaft­li­chen und poli­ti­schen Ent­wick­lun­gen umfor­mu­liert: Wie funk­tio­niert und wirkt Ratio­na­li­sie­rung? Wie reagie­ren Arbei­ter auf die (Branchen-)Krise?

Der Schiff­bau mit dem sich hier aktu­ell voll­zie­hen­den Über­gang von hand­werk­lich-manu­el­ler Fer­ti­gung zu indus­tri­el­ler Pro­duk­ti­on bot sich dabei als beson­ders geeig­ne­tes Unter­su­chungs­feld an. Der Stahl­schiff­bau gehört zu den weni­gen Bran­chen, die sich, im wesent­li­chen bedingt durch die Indi­vi­dua­li­tät, Kom­ple­xi­tät und Grö­ße des Pro­dukts, einer Indus­tria­li­sie­rung lan­ge Zeit ent­zo­gen haben. Ver­gli­chen mit den meis­ten ande­ren Indus­trie­be­rei­chen erfolg­te der Fer­ti­gungs­pro­zeß in der Werft­in­dus­trie gleich­sam ana­chro­nis­tisch: Gewal­ti­ge Krä­ne, Gerüs­te und Hal­len sym­bo­li­sier­ten aus­schließ­lich die Dimen­sio­nen des Pro­duk­tes, kaum aber das tech­ni­sche Niveau des Pro­duk­ti­ons­pro­zes­ses .Fach­ar­bei­ter stell­ten in der manufakturel1 en Asso­zia­ti­on ver­schie­de­ner Hand­wer­ke für die unmit­tel­ba­re Fer­ti­gung die Mas­se der Arbeits­kräf­te. Dabei stand “Arbei­ten auf der Werft” syn­onym für den Typus hand­werk­lich-indus­tri­el­ler Schwer­ar­beit, also einer­seits für gefähr­li­che, schmut­zi­ge, wit­te­rungs­ab­hän­gi­ge Kno­chen­ar­beit, ande­rer­seits aber- auch für wenig regle­men­tier­te, ganz­heit­li­che beruf­li­che Arbeit mit hohen Spiel­räu­men für selb­stän­di­ges Arbeits­ver­hal­ten. Die empi­ri­schen Erhe­bun­gen fan­den in zwei nord­deut­schen Groß­werf­ten statt. Da es in der Bun­des­re­pu­blik nur fünf für unse­re Stu­die in Fra­ge kom­men­de Groß­werf­ten gibt und uns zwei davon aus Grün­den, die weni­ger im Miß­trau­en gegen­über unse­rer Wis­sen­schaft denn in der aktu­el­len Kri­sen­be­trof­fen­heit lagen, kei­nen Zutritt für sys­te­ma­ti­sche Empi­rie eröff­ne­ten, war die ver­blei­ben­de Aus­wahl weni­ger wis­sen­schafts­im­ma­nen­ten denn prag­ma­ti­schen Kri­te­ri­en geschul­det. Die in die Unter­su­chung ein­be­zo­ge­nen Werf­ten hat­ten bei­de die bran­chen­ty­pi­schen tief­grei­fen­den Umge­stal­tun­gen des Pro­duk­ti­ons­pro­zes­ses in Angriff genom­men, befan­den sich aller­dings auf unter­schied­li­chen Ent­wick­lungs­stu­fen bei deren Rea­li­sa­ti­on. Dif­fe­ren­zen bestan­den auch hin­sicht­lich der Betriebs­grö­ße und der regio­na­len Struk­tur, in der sie ange­sie­delt waren.

Erhe­bungs­me­tho­de / Sam­ple
Die empi­ri­schen Erhe­bun­gen erfolg­ten in Werft A im Herbst 1976 und Herbst 1977, Werft 8 im Win­ter 1977/ 78. Befragt wur­den ins­ge­samt 134 Werft­ar­bei­ter, davon 41 Rohr­schlos­ser, 42 Schiff­bau­er, 51 Schwei­ßer. Die Erhe­bung des Pro­duk­ti­ons­pro­zes­ses beruht auf sechs Bereichs­be­ob­ach­tun­gen und fünf­zehn Arbeits­platz­be­ob­ach­tun­gen in jeweils bei­den Werf­ten; pro Betrieb wur­den Gesprä­che mit rund vier­zig Exper­ten geführt, wobei in Werft A in bei­den Erhe­bungs­pha­sen mit den wich­tigs­ten Infor­man­ten gespro­chen wer­den konn­te.
Publi­ka­tio­nen
  • Schu­mann, Micha­el; Einemann, Edgar; Sie­bel-Rebell, Chris­ta; Wit­te­mann, Klaus Peter (1982): RATIONALISIERUNG, KRISE UND ARBEITER. Eine empi­ri­sche Unter­su­chung der Indus­tria­li­sie­rung auf der Werft. EVA. Frankfurt/Main.

For­schungs­in­sti­tu­ti­on

  • SOFI Göt­tin­gen

Pro­jekt­team:

  • Schu­mann, Micha­el (SOFI Göt­tin­gen)
  • Einemann, Edgar
  • Sie­bel-Rebell, Chris­ta
  • Wit­te­mann, Klaus Peter (SOFI Göt­tin­gen)
  • Oster­land, Mar­tin (SOFI Göt­tin­gen)
  • Hör­mann, Gün­ther

Stu­di­en­lauf­zeit:

1975 — 1981

Deutsch­land

Web­sei­te:

Geför­dert durch:

Deut­sche For­schungs­ge­mein­schaft (DFG)