Abs­tract für einen Bei­trag zur Herbst-Tagung 2017 der Sek­ti­on „Arbeits- und Indus­trie­so­zio­lo­gie“ der DGS in Göt­tin­gen:

Arbeits­tei­lung ist ein zen­tra­les The­ma der Arbeits­so­zio­lo­gie, und damit ver­bun­den das der Koope­ra­ti­on. Der Bei­trag ver­sucht zu zei­gen, dass bei­de The­men durch die Frag­men­tie­rung mate­ri­el­ler wie imma­te­ri­el­ler Pro­duk­ti­ons­pro­zes­se (im Zuge von Aus­la­ge­rung und Neu­ver­net­zung von Arbeit) eine neue Aktua­li­tät gewin­nen, die grund­sätz­li­che theo­re­ti­sche Fra­gen auf­wirft und eine ent­spre­chen­de Neu­ak­zen­tu­ie­rung der arbeits­so­zio­lo­gi­schen Ana­ly­se nahe­legt.

Die­ser Schluss ergibt sich aus den Erfah­run­gen mit der vor allem sekun­där­ana­ly­tisch ange­leg­ten Längs­schnitt-Unter­su­chung „Frag­men­tier­te Arbeit in der Auto­mo­bil­in­dus­trie“, die der Autor z.Zt. im Rah­men des For­schungs­ver­bun­des „eLa­bour“ als Pilot­pro­jekt durch­führt. Pro­jekt­ziel ist es, die Ent­wick­lungs­li­ni­en frag­men­tier­ter Arbeit sowie die damit ver­bun­de­ne Neu­de­fi­ni­ti­on von Tätigkeits‑, Koope­ra­ti­ons- und Kon­troll­struk­tu­ren und ihre arbeits­be­zo­ge­nen wie inter­es­sen­po­li­ti­schen Fol­gen nach­zu­zeich­nen. Dies erfolgt auf Basis des empi­ri­schen Pri­mär­ma­te­ri­als aus meh­re­ren SOFI-Stu­di­en zur Arbeits­ent­wick­lung in der Auto­mo­bil­in­dus­trie, das vom „for­dis­ti­schen Null­punkt“ der Frag­men­tie­rung vor 1980 bis zu ihrem aktu­el­len „post­for­dis­ti­schen Flucht­punkt“ reicht (hier ergänzt durch eige­ne Pri­mär­er­he­bun­gen).

Die rei­chen Pri­mär­ma­te­ria­li­en erlau­ben nicht nur die Rekon­struk­ti­on eines for­dis­ti­schen (ver­ti­kal hoch­in­te­grier­ten) „Null­punkts“ des Pro­duk­ti­ons­sys­tems, der im star­ken Kon­trast zur spä­te­ren Frag­men­tie­rung steht, son­dern sie zei­gen zugleich, wie eng der Fokus der dama­li­gen „Arbeits­platz­so­zio­lo­gie“ (Hack) die­ser for­dis­ti­schen Logik folgt und ins­be­son­de­re die Koope­ra­ti­ons­di­men­si­on von Arbeit fast völ­lig aus­blen­det. Die­se fest ein­jus­tier­te for­dis­tisch­ar­beits­platz­so­zio­lo­gi­sche Per­spek­ti­ve wur­de in den fol­gen­den Jahr­zehn­ten (etwa im Rah­men der Unter­su­chung von Grup­pen­ar­beit) zwar par­ti­ell gelo­ckert, aber bis heu­te nicht über­wun­den.

Der zuneh­men­den Frag­men­tie­rung und den neu­en über- bzw. zwi­schen­be­trieb­li­chen Ver­net­zungs- und Koope­ra­ti­ons­be­zie­hun­gen wird die Arbeits­ana­ly­se damit bis heu­te nicht wirk­lich gerecht. Die sekun­där­ana­ly­ti­sche Suche nach der frag­men­tier­ten Arbeit legt sol­che ana­ly­ti­schen Schwach­stel­len offen. Sie inspi­riert zugleich zu einer Neu­ak­zen­tu­ie­rung der arbeits­so­zio­lo­gi­schen Ana­ly­se­ka­te­go­rien (spe­zi­ell der Kate­go­rie der Koope­ra­ti­on) und Metho­dik, die in Angriff genom­men wur­de und deren Umris­se skiz­ziert wer­den. Damit prä­sen­tiert der Bei­trag ein Bei­spiel für die Beson­der­hei­ten und den Nut­zen qua­li­ta­ti­ver Sekun­där­ana­ly­tik: wie näm­lich durch explo­ra­ti­ves Expe­ri­men­tie­ren im Sekun­där­ana­ly­se­la­bor zunächst irri­tie­ren­de theo­re­ti­sche Pro­ble­me sicht­bar wer­den und wie zugleich aber auch Bei­trä­ge zu ihrer Lösung ent­wi­ckelt wer­den kön­nen.