Grenzen neuer Arbeitsformen

Grenzen neuer Arbeitsformen 2023-09-15T08:05:18+00:00

Grenzen neuer Arbeitsformen

Betriebliche Arbeitsstrukturierung, Einschätzung durch Industriearbeiter, Beteiligung der Betriebräte

DOI:

https://doi.org/10.60613/el00003

Publisher:

  • FDZ eLabour

Forschungsdaten:

Qualitatives Datenmaterial

  • Interviews

Datennutzung:

Zugang: Plattform eLabour mit Abschluß eines Nutzungsvertrages

Kontakt:

Heidemarie Hanekop

Abstract
Die Kernfrage richtet sich auf betrieblichen Bedingungen und Interessen, die sich mit der Initiierung und Gestaltung neuer Formen der Arbeit verbinden: „Welche betrieblichen Bedingungen stoßen die Veränderungen bestehender Formen der Arbeitsgestaltung an? Welche konkreten Interessen verbindet der Betrieb auf dem Hintergrund seiner Rahmenbedingungen mit Veränderungen der Arbeitssituation? Welche Interessen an einer erweiterten Nutzung menschlichen Arbeitsvermögens kommen darin zum Ausdruck und welche Momente von „Humanisierung“ (bzw. welche Potentiale der Reproduktion) sind darin angelegt?“

Bezugnehmend auf den „Münchener Betriebsansatz“ fragt die Studie nach betrieblichen Strategien bei der Durchführung von Maßnahmen der Arbeitsgestaltung und Arbeitsorganisation im Kontext des staatlich geförderten Programms zur „Humanisierung der Arbeit“ (HdA). Die Ergebnisse empirischer Fallstudien aus verschiedenen Industriebetrieben streichen heraus, dass strategische Interessen der Betriebe, durch neue Arbeitsformen das Arbeitsvermögen der Arbeitskräfte breiter zu nutzen vor allem Form veränderter Leistungspolitik umgesetzt wird. Zugleich weisen die Ergebnisse auf ambivalente Auswirkungen neuer Arbeitsformen auf die Beschäftigten hin (z.B. höhere Dispositionsspielräume bei gleichzeitig gestiegenem Leistungsdruck).

Den eigentlichen Untersuchungsgegenstand stellen zeitlich, sachlich, räumlich und personell abgrenzbare betriebliche Maßnahmen dar, die positive Auswirkungen auf die individuelle und kollektive Reproduktion von Arbeitskräften haben sollen. Die Maßnahmen werden aber in einem übergeordneten Fallkontext des Betriebes und der hier maßgeblichen Rahmenbedingungen, Probleme und Interessen.

Erhebungsmethode / Sample
Fallstudien zu betrieblichen Veränderungsmaßnahmen in 9 Untersuchungsbetrieben der Metall- und Elektroindustrie. Den eigentlichen „Fall“ stellen damit die Veränderungsmaßnahmen dar, die aber im Kontext betrieblicher Bedingungen analysiert werden. Der theoretische Bezug auf den Betriebsansatz und die hieraus entwickelte Analytik liefert die Basis für die Interpretation der Ergebnisse und die Verallgemeinerung über die untersuchten Fälle hinaus. Empirische Basis stellen betriebliche Experteninterviews, Dokumentenanalyse, halbstandardisierte Beschäftigteninterviews sowie Gruppendiskussionen dar. Flankierend überbetriebliche Experteninterviews. Die Fallstudien gliederten sich in eine Phase I (qualitative Erhebung und Materialsammlung), Zwischenphase (Ergänzungen), Phase II (Nacherhebung, Einzelinterviews, Gruppendiskussionen).

Bei der Festlegung der zu untersuchenden Betriebe handelte es sich um eine nur an wenigen Kriterien orientierte „gezielte Auswahl“.Aus Kenntnis im Bereich der HdA und Ergebnissen der explorativen Phase wurden als typisch erachtete Fälle ausgewählt. Betriebsauswahl anhand der vier Kriterien: Zugehörigkeit zur Metallindustrie, gewerblicher Bereich, Betriebsgröße zwischen 600-2000 Beschäftigten (konnte nur in 6 von 9 Fällen eingehalten werden), Güte des Betriebszugangs. Auswahl der in die Untersuchung einzubeziehenden betrieblichen Gestaltungsmaßnahmen anhand dreier Gesichtspunkte (strategische Grundrichtung der Einführung; Relevanz in öffentlicher Diskussion, im Rahmen von HdA geförderte Maßnahmen). Auswahl erfolgte anhand von Literaturrecherche, Überprüfung der im Rahmen von HdA geförderten Projekte und Expertengesprächen mit Vertretern von Betrieben, Arbeitgeberverbänden, Gewerkschaft und Wissenschaft.

Insgesamt 193 Experteninterviews anhand von Frageleitfäden mit 251 betrieblichen Gesprächspartnern (Management und Betriebsrat), 33 Experteninterviews mit insgesamt 74 außerbetrieblichen Experten, Dokumentenanalyse betrieblicher Unterlagen, Prozessbeschreibungen, Gruppen- und Einzelgespräche mit betrieblichen Management anhand nach analytischen Dimensionen gegliederter Leitfäden, 373 Einzelinterviews in Form einer mündlichen Befragung von Beschäftigten anhand von standardisierten Fragebogen (60% geschlossene, 40% offene Fragen ), Gruppendiskussionen á 6-10 Personen mit insgesamt 101 Arbeitern. Die Fallstudien zogen sich über Zeiträume von 6 Wochen bis 6 Monate hin, pro Phase waren vier bis fünf Mitarbeiter vor Ort.

Publikationen
  • Altmann, Norbert; Binkelmann, Peter; Düll, Klaus; Stück, Heiner (1982): Grenzen neuer Arbeitsformen. Betriebliche Arbeitsstrukturierung, Einschätzung durch Industriearbeiter, Beteiligung der Betriebsräte. Campus, Frankfurt/New York.
  • Binkelmann, Peter; Altmann, Norbert; Düll, Klaus (1982): Neue Arbeitsformen, betriebliche Leistungspolitik und Interessen der Beschäftigten. In: Soziale Welt, 3/4, Jg. 33, S. 440-465.

Forschungsinstitution

  • ISF München

Projektteam:

  • Altmann, Norbert (ISF München)
  • Binkelmann, Peter (ISF München)
  • Düll, Klaus (ISF München)
  • Stück, Heiner (ISF München)

Studienlaufzeit:

1976 – 1978

Deutschland

Webseite:

Gefördert durch:

Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)